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Wir sind Matussek!

23. Juli 2013 in Kommentar, 25 Lesermeinungen
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Matthias Matussek stand stellvertretend für uns alle am TV-Pranger – Kathophobie: Wer sich für die Kirche und für den Zölibat einsetzt, der ist in der medialen Öffentlichkeit zum Abschuss freigegeben. Ein Gastkommentar von Michael Hesemann


Berlin (kath.net) Es ist schäbig, jetzt hämisch zu fragen, ob es denn klug von Matthias Matussek gewesen ist, in die „internationale Show“ des Berliner Kiez-Clowns Kurt Krömer zu gehen. Denn es ist immer leicht, dem Opfer eine Mitschuld anzudichten. Natürlich wussten die Neunmalklugen auch immer schon, dass man als Frau nicht allein in einem arabischen Land lebt; „selber schuld“ also, wer dort vergewaltigt und dann noch zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wird. „Selber Schuld“ auch, wer in einer Diktatur auf die Straße geht, friedlich für mehr Freiheit demonstriert und mit Reizgas-Röte im Krankenhaus erwacht. „Selber schuld“, wer sich in Ägypten als Christ zu erkennen gibt. Oder im Dritten Reich nicht den Arm zum Hitlergruß hob. So denkt der Spießer, um gleich eine Ausrede für seine mangelnde Zivilcourage parat zu haben. Bloß nicht anecken! Man sieht ja, was dabei herauskommen kann.

Doch Matussek eckt an, mehr noch: Der Mann ist eine ständige Provokation. Wäre er nicht Deutschlands brillantester Kulturjournalist, man hätte ihn beim SPIEGEL längst weggemobbt. Bekennender Katholik, noch dazu Papstfan, beim Blatt eines Rudolf Augstein, dessen Jesus-Buch eine ganze Generation in Glaubenszweifel gestürzt hat. Ja, kann das denn überhaupt gut gehen? Es funktioniert, was wiederum für den SPIEGEL spricht. Dort hat er „heilige Narrenfreiheit“. Seine Bestseller sorgen im Gegenzug dafür, dass die SPIEGEL-Edition in der DVA schwarze Zahlen schreibt.
Bücher werden heutzutage in Talkshows verkauft, das weiß jeder Brancheninsider. Ein Autor, der eine Einladung ausschlägt, ist schlechterdings ein Idiot. Das aber würden Matussek nicht einmal seine Gegner unterstellen. Warum auch? Er ist nicht auf den Mund gefallen, kann schlagfertig kontern, hat Humor und treue Augen. Da kann er noch so unbequeme Dinge sagen, man mag ihn trotzdem. Jedenfalls die potenzielle Zielgruppe, an die sich seine Büchern richten. Eigentlich kann also nichts schiefgehen, wenn er vor die Kameras tritt. Das dachte sich jedenfalls Matussek, als er von Krömer eingeladen wurde. Ein bisschen smalltalk, vielleicht kleine Gehässigkeiten, absurde Situationen wohlmöglich - Klippen jedenfalls, die der Hanseat Matussek mit der Nonchalance eines Feuilleton-Grandseigneurs schnell umschiffen könnte. Wie gesagt, so dachte er wohl.


Dass sich eine Late Night Show der öffentlich-rechtlichen ARD als TV-Pranger erweisen würde, dass man seine öffentliche Hinrichtung durch gezielten Rufmord plante, das konnte er nun wirklich nicht ahnen. Als Katholik glaubt Matussek zunächst einmal an das Gute im Menschen. Auch wenn ihm in dieser Situation zumindest daran starke Zweifel gekommen sein mögen.

Jedenfalls wurde Matussek, der gekommen war, um über seinen Glauben und sein neuestes Buch zu sprechen, dem Publikum gleich bei der Begrüßung als „hinterfotziges Arschloch“ vorgestellt. Wie nett! Was im Alltag für eine Anzeige wg. Beleidigung ausgereicht hätte, soll im Fernsehen wohl witzig sein. Doch dann ging es tatsächlich auch um Religion. „Sind Sie für den Zölibat?“, bohrte der Moderator mit der Präzision eines Pennälerblättchen-Reporters. Matussek antwortete direkt und ohne Umschweife: "Der Zölibat ist eine mutige und respektable Entscheidung für eine Bindung an den Himmel und an die Gemeinde." Mit der nächsten Frage bewies Krömer, wie wenig er von seinem Thema oder seinem Gast wusste: "Und Sie? Halten Sie sich an den Zölibat?" Wieso sollte er das? Matussek ist weder katholischer Priester noch Mönch, auch kein Seminarist oder Numerarier beim Opus Dei. Nicht einmal das kirchliche Gebot, mit dem Sex bis zur Ehe zu warten, gilt für ihn mehr. Denn Matussek ist verheiratet und stolzer Vater eines Sohnes. So erwiderte er kurz, knapp und ehrlich: „Nein, für mich ist das nichts, ich bin verheiratet.“ Krömers Schlussfolgerung stattdessen: "Also gehen Sie nach der Sendung in den Puff?" Natürlich verwehrte Matussek sich energisch gegen den unterstellten Ehebruch. Doch es nutzte nichts. „Ich halte fest: Sie sind ein Puffgänger!“, konstatierte Krömer in kretinöser Konsequenz. Für den Rest der Sendung, ad infinitum et ad nauseam, war der streitbare Katholik Matussek nur noch der „Puffgänger“.

Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Oder gerade nicht? Für jeden, der halbwegs logisch denken kann, ist die Absicht offensichtlich. Der überzeugte Katholik sollte nicht nur durch das „heiße Eisen“ Zölibat, den Stein des Anstoßes in unserer übersexten und daher umso unbefriedigteren Gesellschaft, der Diktatur des Hedonismus, provoziert werden. Es ging vor allem darum, ihn zu desavouieren. Gebetsmühlenartig wiederholt, musste ja etwas von Krömers miesem Mantra haften bleiben. Ein „Spitzname“, der seinen Gast eine halbe Ewigkeit lang verfolgen würde: Matussek, der Puffgänger. Das war’s wohl mit der Glaubwürdigkeit als prominenter Fürsprecher des Katholizismus. Nein, als Heuchler sollte Matussek dargestellt werden. „Wenn der so lange darauf herumreitet, muss schon etwas dran sein“, denkt der naiv-gutgläubige TV-Zuschauer. Verfügt Krömer vielleicht über Insiderwissen? Nur wer Matussek besser kennt, weiß, was er wirklich nach seinen Vorträgen und Talkshows treibt. Dass er dann schnellstmöglich ins Auto oder den nächsten Zug steigt, um bald wieder bei seiner Frau und seinem Sohn zu sein. Die zwar einerseits wissen, wie absurd diese Unterstellung ist – und trotzdem völlig unverschuldet zu Krömers größten Opfern geworden sind. Denn welche Frau leidet nicht darunter, dass ihr Mann als „Puffgänger“ diffamiert wird.

Matussek versucht, mit einer einstweiligen Verfügung die Ausstrahlung dieses Krömer’schen Kretinismus zu verhindern. Dessen Management und Produktionsfirma beruft sich auf die vielzitierte und längst überstrapazierte „künstlerische Freiheit“. Gestattet diese, dass ein prominenter Katholik öffentlich vorgeführt, gebrandmarkt und diffamiert werden kann? Wird das Strafgesetzbuch, das bei Ehrverletzung (& 185 StGB) und Verleumdung (§ 187 StGB) mit Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren droht, dadurch automatisch außer Kraft gesetzt? Steht die "künstlerische Freiheit" eines infantilen Dilettanten über der Menschenwürde? Lässt jeder Talkshow-Gast seine Würde in der Garderobe zurück, wenn er das Kolosseum unserer Zeit betritt? Darf das öffentlich-rechtliche Fernsehen als Plattform zur öffentlichen Desavouierung eines unbequemen Autors dienen, der das Pech hat, einer religiösen Minderheit anzugehören? Ist etwa der Bildungsauftrag der durch unsere TV-Gebühren finanzierten ARD durch solche Peinlichkeiten erfüllt? Kann es sein, dass wir weiterhin gezwungen werden, für Rufmord und Schauhinrichtungen auch noch zu bezahlen?
Machen wir uns nichts vor: es ging nicht einmal um Matussek. Er stand stellvertretend für uns alle am TV-Pranger. Wer sich für die Kirche und für den Zölibat einsetzt, der ist in der medialen Öffentlichkeit, geprägt von Christophobie im Allgemeinen und Kathophobie im Speziellen, zum Abschuss freigegeben. Gestern Lohmann, heute Matussek, morgen … warten wir’s ab.

Bis dahin aber gilt: Wir sind alle Matussek!


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