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Hillbilly Elegie

vor 2 Tagen in Buchtipp, 10 Lesermeinungen
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"Am zukünftigen US-Vizepräsidenten JD Vance wird deutlich, dass die katholische Kirche in der moralischen Verwahrlosung des Westens der letzte Zufluchtsort ist. Nur hat es deren Leitung noch nicht gemerkt." Gastkommentar von Martin Grichting


Chur (kath.net)

Am kommenden 20. Januar übernimmt nicht nur Donald Trump die US-Präsidentschaft. Auch sein Vize James David „JD“ Vance tritt sein Amt an. Was dieses Duo für die USA und den Rest der Welt bedeutet, steht in den Sternen. Aber ein Blick zurück ist vielsagend. Denn JD Vance hat bereits im Jahr 2016 ein autobiographisches Werk namens „Hillbilly Elegy“ veröffentlicht. Er zeichnet darin ein erschreckendes Sittenbild der nordamerikanischen Gesellschaft: Wirtschaftlicher Niedergang, soziale und familiäre Verwahrlosung, Scheidungen und serielle Partnerschaften, Arbeitslosigkeit, religiöse Perspektivlosigkeit, Drogen- und Medikamentenmissbrauch, Kriminalität und Missbrauch staatlicher Sozialprogramme: In diesem Chaos ist Vance aufgewachsen. Aufgrund der Drogenabhängigkeit und Promiskuität seiner Mutter hat er in seiner Kindheit eine „Drehtür der Vaterfiguren“ erlebt. Seine familiäre Situation beschreibt er so: „Ich hatte einen biologischen Halbbruder und eine Halbschwester, die ich nie sah, weil mein biologischer Vater mich zur Adoption freigegeben hatte. Ich hatte zwei Stiefgeschwister oder sehr viele, ja nachdem, ob ich die Zählung auf die Nachkommenschaft des aktuellen Ehemanns meiner Mutter beschränkte oder nicht. (…). Je nachdem, wie ich rechnete, hatte ich wohl ungefähr ein Dutzend Stiefgeschwister“. Sein Fazit lautet: „Das Einzige, was ich letztlich aus alldem gelernt habe, ist, dass man sich auf niemanden verlassen kann“.


Halbwegs „gerettet“ haben Vance dessen Grosseltern. Sie erzogen ihn jedoch in einem inhaltlich entleerten und entinstitutionalisierten Protestantismus, der dem Heranwachsenden wenig Halt bot. „Gott hilft denen, die sich selbst helfen“, war daran noch die beste Devise. Durch seinen biologischen Vater lernte Vance auch die evangelikale Welt kennen. Biblizistischer Fundamentalismus, gespickt mit engstirnigem Moralismus und Endzeitphantasien führten aber nicht zum Glauben an den christlichen Gott, sondern in den Atheismus. Im Jahr 2020 hat Vance schliesslich den Schritt zur Konversion in die katholische Kirche gemacht. Weder Synodalismus noch die Rhetorik vom Feldlazarett oder von den Peripherien haben ihn dazu bewogen, sondern die Tatsache, dass die katholische Kirche der einzige Zufluchtsort ist einem Meer von familiärer Verwahrlosung, Orientierungslosigkeit, Wokeismus, Drogen und kapitalistischer Habgier. Den Bericht über seine Konversion setzte Vance unter den Titel „Wie ich mich dem Widerstand anschloss“. Natürlich gehört zu einer Konversion das Ablegen des ganzen Glaubensbekenntnisses. Vance hat es getan. Das Studium des Hl. Augustinus und die Begleitung durch Dominikaner, denen Vance nahesteht, haben ihm geholfen. Gleichwohl stellt sich die Frage nach dem eigentlichen Motiv für die Konversion. Aus der Ferne über die Gründe eines Menschen urteilen zu wollen, der schon als Kind durch die Hölle gegangen ist, wäre vermessen. Aber man spürt in „Hillbilly Elegy“ und im Bericht über die Konversion, dass das moralische Chaos, in dem Vance gross geworden ist, eine wichtige Rolle gespielt hat. Die Lehre der katholischen Kirche über Ehe und Familie erscheint dem in einem Meer von Verwahrlosung Ertrinkenden da beinahe zwangsläufig als „last resort“, als letzte Zufluchtsstätte.

Führt man sich diese Dramatik vor Augen, die nicht nur im „Rostgürtel“ der USA herrscht, sondern in weiten Teilen der westlichen Welt, muss man zum Schluss kommen, dass die aktuelle Leitung der katholischen Kirche in einem Paralleluniversum lebt. Es ist die Unauflöslichkeit der christlichen Ehe, die wesentlich zum Fundament einer Gesellschaft gehört, die nicht dekadent ist. Genau diese Unauflöslichkeit hat der aktuelle Papst unterminiert, indem er die Ehenichtigkeitsverfahren so sehr verfremdet hat, dass sie in den Dienst einer „katholischen Scheidung“ gestellt werden können und gestellt werden. Und natürlich hat „Amoris laetitia“ theoretisch an der Unauflöslichkeit der christlichen Ehe festgehalten. Aber die irgendwie und von irgendwem zu leistende „pastorale Unterscheidung“ führt dazu, dass alle, wie auch immer ihr Familienstatus ist, nun guten Gewissens zur Kommunion gehen. Es gibt deshalb in der Wirklichkeit keine unauflösliche christliche Ehe mehr. Hinzu kommt, dass durch den neuen ausserliturgischen vatikanischen Sekundensegen gleichgeschlechtliche Paare durch den Apostolischen Stuhl legitimiert worden sind. Denn für die postchristliche Öffentlichkeit zählt die Praxis, nicht das irgendwo in schönen Dokumenten auch noch enthaltene Lippenbekenntnis zur christlichen Ehe, die aus einem Mann und einer Frau besteht. Das Flirten des aktuellen Papstes mit gleichgeschlechtlichen Paaren, „Transmenschen“ und anderen Wokeaktivisten unterstreicht zusätzlich, wie die Dinge gemeint sind.

Die Situation ist grotesk: Wir haben immer mehr Menschen wie JD Vance, die in der katholischen Kirche und ihrem Zeugnis für Gott, der dem Menschen auch moralisch einen Weg durch eine von Verwahrlosung geprägte Welt zeigt, den letzten Zufluchtsort sehen. Und wir haben eine Kirchenleitung, die diesen Weg durch ihr Handeln verunklärt. Anstatt den Gläubigen eine Spiritualität zu vermitteln, die ihnen hilft, im metaphysischen Chaos einer nihilistisch verstandenen Freiheit als Christen zu bestehen, igelt sie sich in Stuhlkreisen ein und betreibt abgehobene Diskussionen über Strukturfragen. Es zeigt sich in all dem ein erschreckendes Mass an Verblendung. Angesichts dessen schweigen über 5000 Bischöfe, weil sie Angst vor ihrer Absetzung haben. Und die Kardinäle schweigen, weil jeder von ihnen noch Papst werden möchte. Gäbe es nicht die immer zahlreicheren Schreie aus dem Dunkel der metaphysischen Verlassenheit, die Zeugen des verborgenen Wirkens des Hl. Geistes sind, wäre es zum Verzweifeln.


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Lesermeinungen

 Johannes14,6 vor 14 Stunden 
 

Der Bericht über den designierten Vizepräsidenten der USA

ist hochinteressant, aber daß Katnet über die Politik in Österreich und D schweigt, irritiert mich.

Es sind entscheidende Weichenstellungen in diesen Tagen für die Zukunft unserer Länder, als Christen sollten wir BETEN,ja, aber auch unsere Verantwortung für die Welt wahrnehmen, indem wir unsere Talente einsetzen, dazu gehört genuin der Lebensschutz, aber auch die vielfältigen anderen Belange, die unsere Lebensgrundlagen darstellen, wo derzeit so vieles im Argen liegt, zB Zerstörung der ENERGIEINFRASTRUKTUR in D durch grüne Ideologen, etc.

1Tim 2,1ff "Vor allem fordere ich zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen, für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben, damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben können. Das ist recht und gefällt Gott, unserem Retter;
er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen."


1
 
 SalvatoreMio vor 29 Stunden 
 

"Euer JA sei ein JA!"

Dieser Artikel und die Lesermeinungen sagen alles! Der Papst versündigt sich, weil er durch sein Verhalten eine wackelige, unberechenbare Kirche repräsentiert. Da reichen letztlich seine vielen caritativen Appelle auch nicht, wenn durch ihn das Fundament wackelt. Er soll der Fels sein, nicht aber Caritasdirektor! Es gibt zumindest einige Bischöfe und Priester (und andere), die ihre Gedanken offenlegten und immer noch tun; dafür sind sie dann auch schon gefeuert worden. Dies scheint in Rom aber abzuprallen, wie Regentropfen am Schirm.


2
 
 Smaragdos vor 30 Stunden 
 

Dabei hat Martin Grichting noch gar nicht von der sogenannten "Synodalität" gesprochen, die der Anfang der Protestantisierung und somit der Relativisierung der katholischen Kirche ist!


1
 
 Johannes14,6 vor 32 Stunden 
 

Danke, Herr Grichting, 100% Zustimmung !

Sie haben mein zunehmendes UNBEHAGEN mit dieser Kirchenleitung, dem leider schweigenden Episkopat und vor allem dem "verunklarenden" Papst treffend in Worte gefasst.
Mit der auftragsgemäss listig eingefügten Fußnote in "Amoris laetitia" und dem "Sekundensegen" nach "Fiducia supplicans" sind Felsen zu Treibsand geworden.
Hinzu kommt m.E. die gefährliche Verunklarung der einzigartigen Heils- Mittlerschaft Christi in der Erklärung von Abu Dhabi, den 3 gleichberechtigten Würfelbauten, Synagoge, Kirche und Moschee, und der zweifelhaften Aussage, die Verschiedenheit der Religionen sei der Wille Gottes.

Zum Glück haben wir als Katholiken Zugang zu >2000 Jahren Geschichte der HEILIGEN, die Wegweisung, Begleitung und Trost bieten, die großen Vorgängerpäpste eingeschlossen.


4
 
 Smaragdos vor 34 Stunden 
 

Martin Grichting for bishop!

Perfekt, Martin Grichting, Vergelt's Gott für Ihren Kommentar!


3
 
 Gandalf vor 35 Stunden 

Das Buch ist sehr gut geschrieben...

..hab es bereits gelesen und auch den Film gesehen! Sehr gut beides!


4
 
 Serafinas vor 36 Stunden 
 

Religiosität USA vs Europa

Lange waren wir hier Standort einer US Kaserne und auf Initiative einer Organisation wurden für die Weihnachtsfeiertage stets Gastfamilien für junge US Soldaten gesucht. Wir haben an diesem Programm lange Jahre teilgenommen und waren immer wieder erstaunt, welche Religiosität diese jungen Männer an den Tag legten. Es waren nicht immer Katholiken oder Protestanten, aber sie gingen stets mit uns den Gottesdienst zu Weihnachten. Während unsere eigenen Kinder nur eher maulig mit in die Kirche kamen und irgendwann ab Volljährigkeit zuhause blieben, war für diese Soldaten der Glaube und Kirchgang sehr wichtig. Einige hatten ihre Bibel mit und lasen abends vorm Schlafengehen noch etwas darin. USA ist heute noch religiös vielfältig und die Formel God bless you ist allgegenwärtig, während in Europa der Glaube eher ausstirbt und unsere Politiker ihre Eide ohne Gottesbezug schwören.


6
 
 modernchrist vor 36 Stunden 
 

Hervorragend!

Spricht mir aus der Seele. Der Apparat meint, Dokumente und Formeln reichen, auch vor Jahren mal in Papern geäußerte Aussagen helfen, im Alltag das "Tafelsilber" des katholischen Glaubens und das ganze Credo zu erhalten. Aber: All das haben die Leute heute nicht präsent: Sie sehen heutige päpstliche Handlungen, heutige Bilder mit Frauen zwischen Bischöfen, Generalvikarin plötzlich im Hochgebet erwähnt - und sehen alles im Fluss. Alles, auch die Glaubensinhalte! Alles erscheint liquide, eigentlich fast alles möglich. Der Papst grinsend unter grinsenden Transen. Alle rennen zur Kommunion, jahrzehntelang nicht gebeichtet. Jesus für jeden Teilnehmer als Bonbon dafür, dass man überhaupt zur Messe gekommen ist? Möglichst schnell auch durch Helferinnen ausgeteilt, dass man ja nicht noch ein wenig auf Jesus - vielleicht still betend - warten muss?


6
 
 gebsy vor 37 Stunden 

Wie fühlt sich das an?

Von den Menschen zertreten werden ...

www.kath.net/news/41107


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 ottokar vor 37 Stunden 
 

Zusammengefasst: es fehlt römisch-katholische Zivilcourage

Das eindeutige und klare Bekennen von dem was Sünde ist, von dem , was gegen den Kathechismus der katholischen Kirche verstößt, also entweder Feigheit vor den Übergeordneten oder bequeme Anpassung an den Zeitgeist ist die Ursache des Glaubensverfalles unserer „aufgeklärten“ Zeit. Man hat sich leider auch wegen unklarer Äußerungen unseres Papstes einen bequemen Glauben angeeignet und sich staatlichen Gesetzen angepasst, die heute vieles als „normal“ ansehen, was nach den Grundsätzen unseres Glaubens schwere Sünde ist.


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