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Klerikalismus im Bistum Passau

14. April 2025 in Kommentar, 15 Lesermeinungen
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Ein Bischof reagiert auf Vorwürfe gegen einen Priester. Sowohl Fachleute als der Vorsitzende der Freisinger Bischofkonferenz bescheinigen dem Bischof richtige Handlungsweise. Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Seit Jahrzehnten wird der Kirche in Deutschland vorgeworfen, nicht, zu lax oder falsch auf Vorwürfe gegen Priester zu reagieren. Nun reagiert ein Bischof, nach allem, was man wissen kann, sowohl besonnen als auch sachlich angemessen. Nun soll auch das wieder nicht richtig sein. Seit Wochen tobt ein Streit um einen Pfarrer aus dem Bistum Passau, der nach gegen ihn erhobenen Vorwürfen, in der Jugendarbeit Grenzen verletzt zu haben, abgesetzt wurde. Es gehe dabei, so übereinstimmende Pressemeldungen, etwa um Alkoholmissbrauch. Der Pfarrer, so wird weiter berichtet, soll Jugendliche zu Alkoholkonsum animiert haben. Das Bistum spricht davon, dass ferner die Etablierung von Schutzkonzepten gescheitert sei. Anderen Berichten ist zu entnehmen, es habe ähnliche Vorwürfe gegen den Pfarrer auch an einer vorherigen Stelle schon gegeben. Nachdem der Pfarrer zunächst selbst zurückgetreten war, dies aber später widerrufen hat, wurde er von Bischof Stefan Oster abgesetzt.

Daraufhin setzte in der Pfarrei sowie im Bistum Passau eine Solidaritätswelle mit dem angeblich sehr beliebten Pfarrer ein. Am vergangenen Samstag demonstrieren bis zu tausend Menschen in Passau gegen die Absetzung des Pfarrers. Der Pfarrer nahm an der Demonstration nicht teil. Er hatte über einen Rechtsbeistand alle gegen ihn gerichteten Vorwürfe zurückweisen lassen. Da weder ein weltliches noch ein kirchliches Gericht den Pfarrer bislang schuldig gesprochen oder verurteilt hat, hat der Mann als unschuldig zu gelten. Das ist in einem Rechtsstaat so. Aus Gründen der Prävention ist die Absetzung dennoch angezeigt. Insofern hat der Bischof von Passau vollkommen richtig gehandelt. Gerade wenn es um Jugendliche geht, gibt es in der Kirche strenge Meldepflichten. Der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz, Reinhard Marx, hat in der SZ Stellung zu Vorwürfen bezogen, Bischof Oster sei seinen Meldepflichten zu spät nachgekommen. Hier bestätigte Kardinal Marx, dass der Bischof von Passau vollkommen korrekt gehandelt hat.


Seit der Amtsenthebung des Pfarrers gibt es nun zahlreiche Proteste und Demonstrationen, zuletzt wie oben erwähnt, in Passau. Es kann weder über Schuld noch über Unschuld des Pfarrers ein endgültiges Urteil gesprochen werden. Dennoch mehren sich die Stimmen von Fachleuten, dass man sich in Passau richtig und besonnen verhalten und dennoch angemessen und entschieden gehandelt hat.

Umso unverständlicher sind die Reaktionen in der Pfarrei und in Passau. Jeder mag sich ein Urteil bilden, doch an dieser Stelle gegen den Bischof zu protestieren, wirkt geradezu lächerlich. Was bitte wollen die Demonstranten? Ist es richtig, einen Kleriker zu schützen, der zumindest wiederholt in den Verdacht der Grenzüberschreitung gekommen ist? Genau das passiert hier gerade. Die Demonstranten stellen sich schützend vor einen Priester, gegen den es nach Ansicht des Bischofs berechtigte Verdachtsmomente gibt. Gerade das, Kleriker unter allen Umständen zu schützen, wurde Bischöfen in der Vergangenheit vorgeworfen. Genau der jetzt von Demonstranten geforderte Schutz eines mutmaßlichen Täters wird noch lebenden und verstorbenen Bischöfen zu Recht als massive Verfehlung vorgeworfen.

Es mag ja sein, dass der Priester in seiner Pfarrei beliebt ist. Es ist dann auch gut ihm zur Seite zu stehen und ihn nicht vorzuverurteilen. Das gilt jedoch auch umgekehrt, denn auch ein voreiliger Freispruch ist eine Vorverurteilung. Was also wollen die vorgeblichen Beschützer des Pfarrers? Sie wollen offensichtlich das Risiko eingehen, dass sich am Ende herausstellt, dass sie einen Täter geschützt und sich gegen den gewandt haben, der weitere Opfer vor eben diesem geschützt hat.

Die Demonstration in Passau ist vor diesem Hintergrund völlig absurd. Noch absurder wird es, wenn Augenzeugen zu Folge dort Schilder mit dem Logo und dem Schriftzug des Synodalen Weges gezeigt werden. Dieser wurde angeblich ins Leben gerufen, um sexuellen Missbrauch und in dem Zusammenhang auch andere Missbrauchsformen, wie Machmissbrauch oder den unbedingten Schutz von Klerikern aufzuklären und aufzuarbeiten. Mit dem Slogan Synodaler Weg oder Oster weg, wird die Stoßrichtung der Demonstration schon klarer. Auch ein Plakat mit der sinnfreien Aufschrift „Oster zurück ins Kloster“ war zu sehen. Man erkennt die Stoßrichtung, es geht gegen den Bischof von Passau, der seit der Absetzung des Pfarrers von mehreren Seiten unter Beschuss geriet.

Bischof Stefan Oster gehörte zu den wenigen Bischöfen, die sich der dekonstruktiven Agenda des Synodalen Weges entgegen stellten und die auch nicht am umstrittenen Synodalen Ausschuss teilnehmen. Die Lage ist vielschichtig. Mögen die Pfarrangehörigen, die gegen die Absetzung protestieren und sich hinter ihren ehemaligen Pfarrer stellen, tatsächlich nur ein vermeintliches Unrecht im Blick haben, so ist an anderer Stelle die Absicht keinesfalls so klar. Der Vorwurf, der Bischof von Passau habe den Vorfall zu spät nach Rom gemeldet geht in der Tat in die exakt entgegengesetzte Richtung. Als sei der Bischof von Passau eben nicht entschieden vorgegangen, was aber der Fall ist.

Es handelt sich um einen Zangenangriff, der zwei exakt entgegen gesetzte Narrative bedient, die sich gegenseitig ausschließen. Das Motto: Egal von welcher Seite man mit Dreck wirft, irgendwas wird kleben bleiben. Natürlich ist ein Bischof dem gesellschaftlichen Mainstream unangenehm, wenn er klar und ohne abzuweichen die katholische Position hochhält. Doch zum einen ist der damit nicht allein, das tun auch andere. Man muss es dem Bischof von Passau zugutehalten, dass er nicht den Keil weiter und tiefer in die Spaltung treibt. Es ist ein Meisterstück, den Erzbischof von München im Herbst zur Adoratio nach Altötting einzuladen. Die Mehrheit der Bischöfe in Deutschland verwehrt sich der Notwendigkeit der Neuevangelisierung. Dazu gehört in der Tat auch der Erzbischof von München. Kommt dieser nun auf einen solchen Kongress wie in Altöttig, so wird er dort Erfahrungen machen, er wird (hoffentlich) mit Menschen reden, die für die Neuevangelisierung brennen. Vielleicht ändert sich seine Sicht. Eines jedoch dürfen wir bei aller Differenz in einzelnen – vielleicht auch zentralen – Positionen nicht dulden: Die Spaltung im Episkopat darf nicht tiefer werden.

Es ist einem irrenden Bischof in der Sache zu widerstehen. Es mag geschehen, dass einzelne Bischöfe im faktischen Schisma verharren. Das ist nicht hinnehmbar. Man muss es ihnen sagen. Doch am Ende müssen die Bischöfe der Kirche zur Einheit zurückfinden. Die Welt sähe die Bischöfe gerne noch schlimmer und noch tiefer gespalten. Warum wohl? Was würde denn wohl die Kirche mehr schwächen? Als Laien der Kirche können wir dem nicht zustimmen. Wir folgen keinem Bischof in die Spaltung. Man kann aber sehr wohl einem Bischof folgen, der Schritte zu Einheit unternimmt.  Und wir sollten in jedem Falle einen Bischof unterstützen, der Klarheit in die Unklarheit zu bringen bereit ist.

Der interessierte Beobachter stellt sich die Frage, wie viele von den tausend Demonstranten vom Samstag am Sonntag an der Palmsonntagsprozession teilgenommen haben. Da nämlich erfährt man nur zu deutlich, wie kurz der Weg vom Hosanna zum Kreuzige ihn ist und welche Folgen das hat.

 

Bild oben: Passauer Dom. Die Demonstrationen gegen den Bischof erwecken den Verdacht, als ginge es gar nicht um den Pfarrer, sondern darum, die Bischof zu beschädigen. Foto: Pixabay


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